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Hör zu! Es lohnt sich.

Jede:r denkt, es ist angeboren und einfach, trotzdem scheitern viele (alltägliche) Situationen daran: Das Zuhören. Macht für die einen, Superkraft für die anderen - eher fremd für viele. Eine kleine Liebeserklärung an eine Voraussetzung für guten Austausch.


Beobachtest du aktiv, was mit dir passiert, wenn dir jemand zuhört? Wirklich Gehör schenkt. Beobachtest du aktiv, was mit dir passiert, wenn du jemandem zuhörst? Wirklich zuhörst. Zuhören kann eine Macht sein. Ernsthaft geübt und achtsam eingesetzt, ist es aber eher eine spannende Superkraft. Ich erlebe es, dass das bewusste Zuhören meinem Gegenüber eine Kraft verleiht. Die Kraft, sich selbst zu reflektieren und Probleme in der eigenen Art zu lösen.


Zuhören schafft Basis

Echtes Zuhören - mit ungeteilter Aufmerksamkeit - ist der pure Ausdruck von Wertschätzung. Damit macht man dem Gegenüber ein Geschenk. Man bietet einem Wesen Raum, in dem es wahrgenommen und gesehen wird. Wozu das gut ist? Aufmerksamkeit für das Gesagte, das Geteilte, zeigt Interesse und Wichtigkeit. Und wenn die eigenen Themen als wichtig empfunden werden, wird auch das Individuum dahinter als wichtig wahrgenommen. Et voilà: Der Selbstwert wird gespürt und kann gesteigert werden. Wer Raum erhält, wird akzeptiert, wer Raum gibt, akzeptiert. Was auf diese geschenkte Akzeptanz folgt, ist der Nährboden für viel, viel mehr. Es bietet eine Basis für Vertrauen, Entwicklung und Fortschritt. Einfach ausgedrückt: Der Mensch entwickelt so das Gefühl, dass die eigenen Gedanken grundsätzlich wertvoll sind. Und auf diesem wohlwollend genährten Boden hat es Platz für Wachstum.



Zuhören, hör zu, es lohnt sich


Das Wie 

Ja, die Ohren sind relevant. Aber gutes Zuhören ist viel mehr. Auch Mimiken und Gestiken können ohrenbetäubend sein, alle Sinnen sind Teil des Zuhörens. So wird das Zuhören zu einem Hineinspüren. Begleite ich jemanden, können Nuancen den Unterschied machen: Unsicherheiten beim Formulieren, ein Zögern, ein Leuchten in den Augen, eine begeisterte Stimmlage, Denkpausen, Wiederholungen oder ein schlichtes Schweigen. Das Dazwischen spielt ebenso eine Rolle wie das Ausgesprochene. Aber wer nun annimmt, dass es konstante, hyperanstrengende Beobachtungsarbeit ist, der kann durchatmen. Das Zuhören auf der Sinnebene ist oft auch Ausdruck eines gut geschulten Unterbewusstseins und einer gesunden Portion wohlwollender Neugier. Aber Achtung: Nur weil man zuhört, hat man das Gehörte noch lange nicht verstanden. Aber das Verstehen ist ein Thema für sich…



Zuhören, hör zu, es lohnt sich


Zuhören als Instrument


Bei der Erarbeitung dieses Textes kam die Frage auf, wonach ich beim Zuhören suche. Ich suche mehrheitlich nach Mustern. Bewusste und unbewusste Muster. Beispielsweise Muster in Form von Unterschieden oder Differenzen. Wo beschreibt ein Gegenüber einen Wunsch, ein Bedürfnis oder eine Zielvorstellung? Wo eine Erwartung, an sich oder andere? Wo unterscheiden oder überschneiden sich diese Bilder? Wird das Privatleben oder das Berufsleben angeschnitten, oder beides? So lässt sich mit der Zeit eine wunderbar mehrdimensionale Karte eines Menschen zeichnen. Und ist die Karte erstmal ein bisschen klarer gezeichnet, kann man die Navigation in Angriff nehmen. 


Aber Achtung: Intimität

Wo man loslässt, sich sicher fühlt und zulässt, da lauern auch Gefahren. Intensives Zuhören kann überfordern und negative Gefühle auslösen. Beidseitig. Wo das Zuhören ist, darf die echte Empathie nicht weit sein. Zuhören ist sehr intim und die Empathie bewahrt uns vor einer Grenzüberschreitung. Und ja, die Grenze zu wahren ist oft ein Balanceakt. Aber warum? Ein Grund könnte sein, dass wir es nicht mehr gewohnt sind, einander wirklich zuzuhören. Machen wir einen Sprung zurück in der Zeit, war das Zuhören integraler Teil der Gesellschaft. In der Gemeinschaft sass man um das Feuer und horchte dem Ältesten. Oder die Mütter erzählten Geschichten. Heute wird Multitasking als Stärke wahrgenommen, Big Data wird gesammelt und die Aufmerksamkeitsspanne liegt inzwischen nur noch bei acht Sekunden. Die Isolation und die Anonymität haben Einzug gehalten, die Mehrzahl der Menschen sind nicht mehr in Gemeinschaften eingebettet und betreiben einen beachtlichen Aufwand, um sich selbst - den eigenen Gedanken - nicht zuhören zu müssen: Eskapismus statt Hineinhorchen. Kein Wunder also, ist das bewusste Erzählen und Zuhören ein Schritt aus der Komfortzone des modernen Menschen. Als Zuhörende:r überschreitet man die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne um ein Vielfaches. Als Erzählende:r tritt man mit den eigenen Gedanken aus dem Schatten, macht sich transparent(er) und durchschaubar(er). Beides darf als Höchstleistung verstanden werden, und darf trainiert werden.


Ob bei Kindern, bei Teenagern, bei Alten oder Jungen, ob krank oder gesund, ob nahestehend oder fremd: Das bewusste Zuhören kann also viel freilegen und das Gegenüber lässt mutig zu. Genau dies macht einen wertvollen Perspektivenwechsel und damit wertschätzende Kommunikation möglich. Und mal ehrlich, wo ist gute Kommunikation nicht relevant? 



Wie es mir erging

Im Zuge meiner Neuorientierung durchging ich intensive Tage der Selbstreflexion. Wohlgemerkt, als Coachee und (noch) nicht als Coach. Ich durfte begleitete, tief berührende Aha-Momente der Selbsterkenntnis erleben. Erst später wurde mir wirklich klar, was da passiert ist. Dass mein Coach eindrücklich wenig Fragen gestellt hat. Vieles spielte sich bei mir ab, aber die aktiv zuhörende Instanz war elementar als Nährboden und Anstoss. Das Phänomen erlebe ich auch in der Begleitung von Teamprozessen. Obschon wichtige Elemente, wie die Organisation des Rahmens, die Moderation, das Hüten eines Roten Fadens, methodische Hilfestellung und das Zeitmanagement mir zufallen, ist das Element des Zuhörens immer fundamental für den Prozess. Ich als Zuhörende falle durch das bewusste Zuhören für die direkt Tangierten in den Hintergrund. Was das entscheidende Puzzlestück sein kann, das dem Team jeweils einen wirklich selbstbestimmten Prozess ermöglicht. Es hat Raum für mehr Stimmen, sobald sich manche Stimmen in die zuhörende Rolle begeben.

Mehr dazu

  • The Power of Listening (William Ury): Zum TEDTalk

  • Wie man aufrichtig zuhört (Till Eckert): Zum Artikel

  • How To Be A Good Listener (TheSchoolOfLife): Zum Clip

  • You're Not Listening (Kate Murphy): Zum Buch






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